24.08.2024 Eine kämpfende Drohne, und ein Ritt auf den Vulkan

Wie ich gestern noch kurz erwähnt hatte kamen noch Asiaten in der Unterkunft an. Es stellte sich heraus, es sind zwei Frauen, Schwestern, und eine hat ihren fünfjährigen Sohn dabei.
Die drei kommen aus Shanghai, und haben einen Autotrip um Island gemacht. Die eine ist 32 Jahre, die andere 33 Jahre. Ich hab mich mit Ihnen unterhalten. Sie haben eine DJI Mini 4 Pro Drohne dabei, und etliche Aufnahmen gemacht. Die haben sie auch gleich geschnitten und mit Musik hinterlegt. Respekt. Sie erzählten auch, dass sie mit ihrem heckangetriebenen Mietwagen Straßen mit dreistelliger Nummer gefahren sind. Und dann eine Reifendruck Warnung bekamen. Sie haben die Road Assistance angerufen und wurden abtransportiert. Die haben echt Nerven !
Morgen fliegen sie zurück.

Sie haben eine Helikopter Tour zum Vulkan gemacht. Die brachten mich auf eine Idee. Die Helikopter Tour kostet 460€, das ist es mir nicht wert.
Aber ich hab eine Wandertour für Morgen ab 11:00 gebucht. Treffpunkt ist
Hraun, Suðurstrandarvegur, 241 Grindavik, Iceland

Die Wanderung dauert vier Stunden, man soll ausreichend Proviant mitbringen. Ich nehm die Drohne mit, ich hoffe der Sturm lässt nach. Laut Windy gibt es dann Windgeschwindigkeiten zwischen 20 und 30 km/h. Ich nehme sie trotzdem mit.

Das war es dann mit diesem Versuch. Ich hab dann weiter gesucht – Wanderungen gibt es keine. Schon gar nicht für heute.
Also in die Luft. Es gibt Flüge mit einer Cessna, Abflug 08:00. Jetzt ist 07:00 und ich fahre mindestens 45 Minuten. Geht also auch nicht.
Ich kann etliche Flüge mit dem Helikopter bekommen, auch Luxusflüge mit exklusiver Bewirtung an Board. Kostet mehr als die Fähre. Ist aber schneller, nur vier Stunden.

Gefunden hab ich dann das:
Fluggesellschaft PIA – Privat Iceland Air. Oder Please Inform Allah! 😳

In der Unterkunft bin ich allein. Die Chinesinnen sind um 04:00 aus dem Haus. Leise waren die nicht. Die Sonne scheint, und ich dusche im ehemaligen Netzwerkraum. Im Bad gibt es Zahnbürsten, alles da. Dann frühstücke ich.

Den Tag muss ich nun anders planen. Die Drohne wird wohl nicht zum Einsatz kommen.

Plötzlich taucht eine Gestalt auf. Die Chinesinnen sind weg – ist hier doch noch jemand? Ich hatte mich schon gewundert. Gestern Abend hatten die Chinesinnen Essensreste im Abfluss gelassener, und das Geschirr nicht richtig gespült.
Heute Morgen war alles ok. Die Gestalt ist alt, ca. 60 Jahre. Wettergegerbtes Gesicht. Die Haarpracht befindet sich auf dem Rückzug. Ein paar Strähnen stützen sich auf den Schultern ab und halten durch. Er trägt Sandalen und eine Arbeitslatzhose.
Es stellt sich heraus, er ist der Vermieter Björn.Er erzählt mir von seinen Erfahrenen mit den Chinesinnen. Die hatten über ihn ein Taxi gebucht, dass sie um 05:00 zum Flughafen bringt. Er hat einen befreundeten Taxifahrer motiviert der das durchführen sollte.
Gestern Abend hatte ich bei den beiden Frauen im Gespräch untereinander die Worte Taxi und Shuttle gehört.
Um 04:00 heute morgen haben sie dem Vermieter mitgeteilt, dass sie das Taxi nicht mehr benötigen….
Er war nicht sonderlich begeistert, und hatte noch eine Erfahrung mit einem Chinesen mit dem Fahrrad unterwegs am 25. Dezember. Davon später mehr.

Mein Vulkan Flug ist nicht vom Flughafen hier in Keflavik, sondern von einem kleinen Flughafen in Reykjavik. Ich begebe mich mal langsam dahin und fahre die 41 von Njardvik nach Reykjavik. Auf der 41 sehe ich rechts von mir Dampf vom Boden aufsteigen, der zum Teil braun/gelblich ist.

Kurz vor dem Abzweig der 43 nach Süden halte ich an.

Das sind Teile des letzten Ausbruchs. Ich biege ab auf die 43 (nicht die A43 durch Wuppertal, weder verwandt noch verschwägert). Das ist die Straße zum Treffpunkt für die abgesagte Wanderung. Nach ca. 2 km gibt es eine Absperrung, und etliche Fahrzeuge drehen um.
Ich denke das ist meine Chance für die Drohne. Entweder mir gelingen gute Aufnahmen, oder die Drohne stirbt hier einen Heldentod.

Es ist immer noch windig, da muss die Drohne nun durch. Der Controller zeigt kein Flugverbot, gibt aber eine Wetterwarnung.
Ich lass die Drohne abheben und bringe sie auf 5 m. Die schaukelt wie betrunken in der Luft. Die Drehzahl der vier Motoren ändert sich ständig, weil sie versucht ihre 249 Gramm irgendwie stabil in der Luft zu halten. Mal sehen ob es höher besser wird. Ich gehe auf 80 m. Die Drohne warnt „starker Wind, selbständige Rückkehr nicht möglich“. Jetzt schaukelt sogar das Kamerabild.
Egal, ich lasse die Drohne Richtung Dampffeld fliegen.
Das macht sie richtig schnell, mit fast 80 km/h. Eigentlich kann sie maximal knapp 50 km/h. Sie hat extremen Rückenwind. Ich lasse sie weiter fliegen. Da kommt jemand auf mich zu und fragt ob die Drohne was sehen kann. Er hat selber eine DJI Maverick dabei, traut sich aber nicht. Er sieht auf meinen Controller und sagt „your one is better“. Er ist Isländer und wir unterhalten uns kurz über Drohnen.
Dann wird es dunkel, aus der Sonne kommt Votan auf und zu. Typ normannischer Kleiderschrank. Schulter gefühlte 2 m breit. Schwarze Kleidung mit reflektierender Aufschrift „SECURITY“.

Er fragt: „Do you fly a drone?“. Was für eine Stimme. Nicht wie Donnerhall aus einem norwegischen Fjord. Eher glockenhell wie die junge Ingrid Steeger. Nun der macht sich sicherlich keinen Schlitz ins Kleid, sonder er gräbt eher meine Reisekasse ab.
Was sag ich nun? „Nein, ist nicht meine“ ist kaum glaubwürdig mit dem Controller in der Hand. Und dass ich den Controller hier gefunden habe wird er mir nicht abnehmen. Ingrid sagt weiter: „You need a permission to fly here“. Ich gebe mich devot und sage „Yes I am flying the drone. I checked the area and there was no message about a no fly zone here. Sorry I didn’t know“. Hier ist auch kein Schild oder so was. Ingrid: „Flying here is not permitted“. Ich: „Sorry, I bring it back immediately“. Ingrid: „Yes please“. Dreht sich um und stapft von dannen. Der Isländer sieht mich an. „Even I didn’t know“.

Ich drehe die Drohne um, fliege zurück. Die Drohne schafft nur 8 km/h, Akku ist bei 12 Minuten Restflugzeit. Ich versuche verschiedene Höhen, und erreiche 15 – 20 km/h. In 15 m Höhe kommt sie näher, und schließlich kann ich sie sehn. Das Ding tanzt in der Luft wie ein kanadisches Ahornblatt im Hamburger Herbstwind.
Ich bring sie aus 2 m, und angel die aus der Luft.

Hier die Aufnahmen der Drohne:

Ich packe alles ein, und überlege ob ich Ingrid frage ob ich durchfahren kann. Aber ich sehe ihn nicht. Also weiter zum Flughafen in Reykjavik.

Ich finde die Fluggesellschaft mit Namen Eagle Air. Wie hieß die Klimbim Fluggesellschaft?

Ich bin zeitig da. Es kommt jemand herein, er sagt er sei der Pilot. Ist nicht Klaus Dahlen. Ich hab Zeit diese Zeilen zu schreiben.
10:20 kein weiterer Passagier hier. Um 10:25 kommt noch ein älteres Ehepaar, und der Pilot bringt uns persönlich zur Maschine.

Ich bekomme eine kurze Einweisung als Copilot. Ich sag nur kurz „I am familiar with the Cessna type on flight simulator 14“. Er nickt anerkennend, und erklärt uns dass wir Schwimmwesten an Bord haben, Wofür, schwimmen kann ich. Fliegen ohne Flugzeug eher nicht. Deshalb frag ich „Parachute?“. Kurz Antwort : „Not with this tarif“. Alles klar.

Es geht zur runway, und wir warten auf die Startfreigabe.

Es rumpelt ganz schön in der Maschine. Und als der Motor Drehzahl aufnimmt wird es ruhiger. Läuft ein wenig unrund im Stand das Triebwerk. Dafür zieht es nun lausig. Ist da keine Windschutzscheibe drin? Wir fahren entlang der runway, und der Pilot bekommt sein Ding hoch. Hat er gut gemacht, ich musste nicht intervenieren.

Es geht kurz über Reykjavik, dann geht es die gut 40 km zum Lavafeld.

Beim past take off check stelle ich fest, dass der Copiloten Sessel wackelt wie ein fünf armiger Bürostuhl, bei dem eine Rolle fehlt. Egal, der statische Gurt wird so fest gezogen, dass der nicht mehr wackeln kann. Lediglich das Atmen ist etwas schwierig.

Dann nimmt er Kurs auf das Lavafeld.

Beim Überfliegen ändert sich aufgrund der Temperaturen die Luftdichte, und es fühlt sich an als würde Zeus versuchen uns mit einer Fliegenklatsche zu erwischen.

Der Pilot erklärt uns, dass zwar von einem Ausbruch gesprochen wird, das hier aber keiner ist. Dies ist ein Riss in der Erdoberfläche, der durch die tektonische Bewegung der Platten entstanden ist. Dabei reisst die Erde auf, und die Lava läuft aus. Laut Geologen kann das bis zu 100 Jahre an dieser Stelle so weitergehen. Deshalb auch die Erdbeben im Vorfeld und während des Auslaufens.
Da die Platten sich verschieben, wird an anderer Stelle Druck erzeugt, und der kann durchaus zu einem Ausbruch führen. Dabei wird dann eine Art Propfen in die Luft geschleudert, und es entsteht ein klassischer Vulkan.
Geologen in Island rechnen damit, und gehen von einem ähnlichen Ausbruch wie 2010 aus, wo der Flugverkehr in Europa lahmgelegt wurde. Gut dass ich mit dem Schiff hier bin.

Hier sind vier Videos verlinkt, die ich mit dem Telefon gemacht habe.

Wir sind dann noch über ältere Lavafelder geflogen, wo zum Teil die Strassen über die erkaltete Lava gebaut wurde.

Ein Kurswechsel brachte uns zur blauen Lagune, die den Betrieb eingestellt hatte. Am Nachmittag den Betrieb aber wieder aufgenommen hat.

Mit einem weiteren Kurswechsel geht es dann zurück nach Reykjavik.

Hier ein Video von der Landung.

Das war ein Erlebnis! Und ich muss sagen, das hat sich gelohnt.
Da ich nun schon in Reykjavik bin, suche ich einen Parkplatz mit Lademöglichkeit, und werde in Reykjavik spazieren gehen.

Die Stadt war zum großen Teil abgesperrt, irgendein ritueller Lauf. Frauen laufen weg, und Männer mit Kindern hinterher. Überall gab es Musik, Ansagen, Stände, usw.

Dann bekam ich Hunger. Aber ich habe nichts gefunden, wo man drinnen sitzen konnte. Alles voll. Draussen war es mit 8°C etwas kühl. Deshalb hab ich mir einen traditionellen Hot Dog geholt.

Kostete umgerechnet 18€. Neben mir sass eine Familie mit 3 Kindern. Jeder hatte so einen heißen Hund…
Der schmeckte aber gut.
Ich bin dann noch zu einem stillgelegtem Leuchtturm gelaufen, und durch neue Vororte. Alles edel und schön. Arm ist man hier nicht.

Und dann wieder zurück durch Reykjavik. Dabei hab ich ein paar merkwürdige Dinge gesehen. Schuksteckdosen an den Bäumen. WCs mit Polizei Begleitung.

Nach 20 km bin ich zurück zum Auto, der mir schon vor einer Stunde gemeldet hatte, dass er satt ist. So sieht dann ein satter Tesla aus.

Ich habe während der Wanderung beschlossen, dass ich noch einen Tag hierbleiben werde. Morgen werde ich versuchen in eine Therme zu kommen. Ich hab Björn angeschrieben, ob ich länger bleiben kann. Kein Problem, sehr gut.

Auf der Rückfahrt habe ich dem Navi eine Route über Grindavik berechnen lassen. Grindavik wurde in den letzten Tagen mehrfach evakuiert, da die Lava zum Teil nicht umgeleitet werden konnte. Zwei Häuser sind zerstört worden.
Das Navi zeigte mir keine Sperrungen mehr an, also versuche ich es noch mal. Mittlerweile ist die Sonne da, und ich fahre mit offenem Schiebedachs. Bei 11°C. Mit Sitzheizung…

Ich fahre Richtung Grindavik, und es kommt eine Strassensperre. Ich fahre vor, und sage ich möchte in die blaue Lagune. Ich werde gefragt, ob ich eine Reservierung habe. Die habe ich nicht, also komme ich nicht durch.

Ich fahre zur Unterkunft und mach mir was zu essen. Chili con Carne aus dem Frunk mit Vollkorn Knäckebrot. Geht ganz gut. Danach ein klassischer Stimmungsaufheller.

Nach dem Essen setze ich mich ins Wohnzimmer um meine Eindrücke festzuhalten. Ich seh mich etwas um. Hinter einem Sofa ist das Bild einer Dame. Eine andere Dame – mit dem bereits beschriebenem Bekleidungsproblem – wird von einem Schwan gepackt?

Ich buche jetzt noch Sky Lagoon, da mir mehrere mitgeteilt haben, das die Blue Lagoon überteuert sei.

Also die Sky Lagoon ist auch nicht bescheiden. Ich denke man darf da nicht fotografieren. deshalb morgen gibt es wahrscheinlich wenige Fotos.

4 Kommentare zu „24.08.2024 Eine kämpfende Drohne, und ein Ritt auf den Vulkan“

  1. Hallo Ralf !
    Was für ein Tag! So viel Eindrücke und Erlebnisse! Wieder tolle so tolle Fotos. Muß ich mir noch einmal ansehen!
    Habe ein GEO Heft bekommen mit einem Bericht über Island.👍
    Bis morgen!

    1. Ja, fliegen kann ich das Ding auch. Vom Ambiente innen ist das Teil wie eine Ente (2Cv). Es rappelt überall. Alle Bedienungen sind rein mechanische. Der Pilot verändert die Drehzahl mit einem Pinn der aussieht wie die Choke einer Ente

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