Laut Reiseplan ist für den heutigen Tag geplant:
- Tag: Ushuaia – San Sebastian
Wir verlassen Ushuaia und fahren über den Garibaldi Pass, vorbei am Escondido- und
Fagnanosee, durch wilde Waldgebiete Feuerlands nach Rio Grande. Auch im Sommer kann hier das Klima rau und stürmisch sein. Unser Weg führt durch flaches Weideland, das zu den riesigen Schafzucht-Estancien Feuerlands gehört.
Wir werden heute unsere erste Nacht in den Schlafröhren verbringen. Die erfahrenen Rotelisten sagen, es kann kalt werden. Und ggf. laut, wenn in der Nacht jemand mit Plastiktüten herumhantiert. Oder jemand aus der 3. Etage nachts raus muss. Schnarcher hört man durch alle Schlafröhren.
Hört sich vielversprechend an.
Hier im Süden ist Argentinien im Prinzip eine Insel, abgeschnitten vom Rest durch Chile. Wir werden heute über die Grenze bei San Sebastian fahren, und in Chile übernachten. Die Chilenen und die Argentinier mögen sich nicht besonders, deshalb gibt es strenge Grenzkontrolle. Wir dürfen keine Lebensmittel wie Obst, Gemüse usw. mitnehmen. Das wird streng kontrolliert.

Die senkrechte Linie im Bild ist der Grenzverlauf.
Um 08:20 sind wir unterwegs. Zuvor wurden uns die Schlafkanäle zugewiesen. Am Bus hängt die Kanalzuweisung, wer mit wem wo schläft . Aber man kann tauschen, das ist üblich und kein Problem.
Während der Fahrt kommt unser Gepäck unter die Matratze. Die Kabinen haben zum Balkon einen Vorhang. Ich habe einen Schlafkanal unter. Da muss man sich quasi wie in ein Torpedorohr hineingleiten lassen. Natürlich muss das Gepäck vorher raus. Das steht dann auf dem Balkon vor den Schlafkanälen. Über mir liegen zwei Frauen, aber die Konstruktion scheint solide.








Die Fahrt geht los.









Mein Klappsitz entpuppt sich als Glücksfall. Der Platz neben mir ist frei. Ohne mich kommt hier keiner rein oder raus.
Um 09:00 gab es die erste Wanderung am Senders Laguna Esmeralda. Dort gibt es ein Biber Gebiet mit etlichen Seen und einem Moor- und Sumpfgebiet. Im Winter ist das ein Ski Langlauf Gebiet. Hier werden auch Husky Hundeschlitten angeboten. Der Wald ist sehr dicht und besteht im Prinzip nur aus Stämmen die sehr dicht stehen.
Wir haben gutes Wetter, ca. 5°C, teilweise sonnig und nur mäßigen Wind. Die Lichtverhältnisse sind oft beeindruckend.












Wir fahren die Magellanstrasse entlang. Dort segelte einst Magellan, der den Namen Feuerland vergeben hat. Ein Geschichten sagen, es war ürsprünglich Rauchland. Der Grund war, das es Feuer am Ufer gab. Die Ursache der Feuer könnten Waldbrände gewesen sein, oder Feuer der Ureinwohner.
Wir halten immer wieder an um Fotos machen zu können. Ich muss aufstehen, den Sitz hochklappen, die Tür entriegeln, die Stufe ausklappen. 6x bis zum Mittagessen.







Und wieder Tür auf, und vor der Weiterfahrt prüfen ob alle da sind.








Mittags halten wir in Tolhuin, und essen in einer Bäckerei. Es gibt Empanadas in allen Varianten. Sehr gut war Pollo (Huhn) und Cordero (Lamm).






Wir haben nach dem Mittagessen noch eine Stunde Fahrt bis Rio Grande, wo das Rotel aufgetankt wird.
Entlang der Strecke sind die Bäume voll mit Flechten. Diese Flechten reagieren sehr sensibel auf Schadstoffe und Verschmutzungen in der Luft. Hier vermehren sie sich rasant. Unser Reiseleiter ist sicher, dass die Luft hier sehr gut ist. Ich bin also in einer Kur.




Entlang der Strecke sehen wir Gauchos mit ihrer Herde. Argentinien!



Weiter sehen wir Guanakos. Die Leben in Rudeln, ein Bock mit mehreren Kühen. Die meisten im Bus hätten darauf keinen Bock.


Das Guanako, auch Huanako genannt, ist eine wildlebende Art innerhalb der Familie der Kamele. Es lebt vor allem im westlichen und südlichen Südamerika und ist die Stammform des domestizierten Lamas.Gewicht bis 90 kg, und bis zu 56 km/h schnell.
Um 16:00 erreichen wir Rio Grande. Diese Stadt ist fast so groß wie Ushuaia und hat einiges an Industrie. Zum Beispiel Klimaanlagen, und beliefert ganz Argentinien. Ansonsten nichts. Steppe und Wiese und Felder.



wir halten noch an einem landwirtschaftlichen Betrieb. Natürlich bin ich wieder der Portier.




Wir fahren entlang der Atlantik Küste, und kommen an einer Gedenkstätte von Gauchito Gil. Ich habe schon einige gesehen, und dachte das seien Hundefriedhöfe.
Deshalb hier die Klarstellung;




Die Legenden um Gauchito Gils Leben widersprechen sich zum Teil, aber alle sagen aus, dass er ein Landarbeiter war, der wegen eines echten oder angeblichen Verhältnisses mit einer reichen Witwe in große Schwierigkeiten geriet (Die Brüder der Witwe waren gegen ihn, sowie ein Polizist, der auch die Witwe liebte). Um den Schwierigkeiten zu entgehen, schloss sich Gauchito Gil der Armee an und kämpfte im Tripel-Allianz-Krieggegen die Streitkräfte Paraguays. Im späteren argentinischen Bürgerkrieg desertierte er, um nicht eigene Landsleute umbringen zu müssen, und versteckte sich im Wald. Nach manchen Legenden war er in dieser Zeit so etwas wie der argentinische Robin Hood – bestahl die Reichen und gab es den Armen. Als er schließlich doch gefangen wurde, hängte man ihn Kopf über an einen Mesquitenbaum und folterte ihn. Als der Henker ihn töten wollte, sagte Gauchito Gil, dass sein kranker Sohn gesund würde, wenn er zu ihm betete, andernfalls würde er sterben. Der Henker vollzog dennoch das Urteil und schnitt Gauchito Gil die Kehle durch. Als der Henker nach Hause kam, war sein Sohn sehr krank, er betete zu Gauchito Gil und sein Sohn wurde gesund. Der Henker baute dem Heiligen ein kleines Heiligtum (heute die Hauptpilgerstätte) und erzählte allen Leuten vom wundersamen Gauchito Gil.
Wir fahren weiter Richtung Chilenischer Grenze.
Wir müssen die Reispässe bereithalten. Ich hab den Pass in der Tasche mit dem iPad und den E Ticket Unterlagen.
Nur da ist er nicht. Ich räume den Rucksack aus, er könnte aus der Tasche gerutscht sein. Aber ich finde ihn nicht. Alle Seitentaschen durchsucht. Nichts. Den leeren Rucksack geknickt, um das relativ feste Stück Pappe zu finden. Nichts. Wir halten vor der argentinischen Ausreise Station an, und ich steige und informiere den Reiseleiter. Ich sage ihm, dass ich hoffe den Pass im Koffer zu haben.
Dafür muss hinten der Balkon runtergeklappt werden um an die Schlafkammern zu kommen. Der Reiseleiter (Oli) und der Fahrer Sahid halten den Boden hoch, so dass ich da drauf klettern kann.
Ich hole meinen Koffer raus. Dann packe ich den im Patagonien Wind aus. Ich muss aufpassen, dass mir der Wind meine Sachen nicht verteilt. Ich durchsuche alle Taschen, Seitentaschen usw. Nichts.
Der Pass is nicht da. Was gibt es nun für Möglichkeiten? Der Pass kann dann nur im Hotel aus der iPad Tasche gerutscht sein, und irgendwie unter die Tagesdecke, oder unter das Bett gerutscht sein.
Oli ruft im Hotel an. Dort wurde nichts gefunden.
Ohne Pass komme ich nicht nach Chile. Selbst wenn die Einreise ohne Kontrolle gelingt, ist die Ausreise das Problem.
In der Zwischenzeit hat Oli mit Sahid die Passabfertigung der anderen Rotelisten abgewickelt.
Meine Option ist nun zurück nach Ushuaia, den Pass suchen. Falls ich den nicht finde, in die Botschaft und Ersatzpapiere ausstellen lassen. Ob ich mit den Papieren nach Chile komme ist fraglich.
Dann kann ich nur noch versuchen irgendwie nach Calafete zu kommen.
Die Mitreisenden geben mir gute Ratschläge wo ich noch suchen soll. Marion will mich abtasten. Als ich zustimme, zuckt sie zurück. Sie (71) hat Angst um ihr Herz.
Oli schlägt vor, dass er noch mal sucht. Dazu wollen wir in das Abfertigungsgebäude und meine Habseligkeiten ausbreiten. Ich werde von allen verabschiedet. Tja. War es das mit Rotel?
Oli seziert mein Gepäck. Er findet sogar meine AirTags. Ich sortiere noch mal meinen Koffer, nichts.
Also mit Uber zurück..
Da sagt Oli: Nehmen wir den! Ich glaube es nicht und sehe ihn mir. Meiner!
Er hat ihn gefunden, im Rucksack wo er sein sollte!
Der war in eine Zwischentasche gerutscht. Ich seh ihn mir an, es ist tatsächlich meiner, ich kann nach Chile und mit Rotel weiter reisen.






Wenige Kilometer hinter der Grenze erreichen wir unseren Übernachtungsplatz.





Am Stellplatz gibt es Toilettenräume und Duschen.



Am Abend gehen wir dann in ein Restaurant wo wir eine Guanako Essen bekommen. Das ist die Kamelart, die wir zuvor immer wieder gesehen haben.





Und dann ist da noch der chilenische Sonnenuntergang.





Fazit:

Mein Bett:

Als Portier hast du jetzt mehr gearbeitet als in deiner aktiven Zeit.:-) Mit dem Pass hätte teuer werden können. Glück gehabt. Schöne Weiterreise
Aber es wäre interessant gewesen herauszufinden wie so was läuft. Das ist sicherlich schon mal vorgekommen
Das mit dem Pass war aber sehr aufregend, mit einem glücklichen Ausgang, puh.
Mein Mitreisenden hatten mehr Sorge als ich. Aber so was ist mit das schlimmste was man erleben kann.
Hallo Ralf!
Was für ein Tag! Gottseidank ist ja alles gut gegangen. So eine Aufregung!
Wir haben im Rotelbus immer gut geschlafen. Hatten fast immer die mittlere Reihe.
Wünsche dir wieder einen schönen Tag aber ohne solche Aufregung! Mutter
Ich lieg unten, auch das ist ok. Die Erfahrenen sagen aber da sei es oft kalt. Die Mitte ist am Besten. Das weiß ich nun…