13.06.2023 Zum Nordkap und Übernachtung in Olderfjord

05:30, es ist immer noch hell. Die Wetterkamra am Nordkap zeigt tiefe Wolken, und etwas Regen. Das deckt sich mit der Wettervorhersage. Allerdings ist es sehr windig. Windgeschwindigkeiten bis zu 50 km/h.

Als wir gestern eingecheckt haben sagte der Inhaber an der Rezeption „bed feast from sex till nine dirty“ mit leicht indischem Akzent.Er hatte „dirty“ noch nicht ausgesprochen, da sagte eine laute Stimme mit hoher Frequenz aus dem Hintergrund „SEVEN“! Er wiederholte demütig „From seven till nine dirty“. Sex fällt also aus…

Um 07:00 waren wir beim Frühstück, es saßen am Nebentisch zwei mit Bekleidung, wie man sie an Straßenbaustellen trägt. Wir unterhalten uns, plötzlich sagt einer „Ihr seid aus Nordrhein Westfalen“. Er kommt aus Ochtrup, lebt seit 15 Jahren auf den Lofoten, und war zuletzt vor 4 Jahren in Deutschland. Er will auf keinen Fall zurück….

Ein letzter Blick aus dem Zimmer: Alles dabei, Nebel, Sonne, Regen.

Dann geht es los.

Während der Fahrt sehen wir mehrere Baustellen, dann winkt uns jemand zu, unser Norweger aus Ochtrup vom Frühstück.

Auf dem Weg nach Alta, 230 km vor dem Nordkap. In Alta ist ein Supercharger, vielleicht machen wir da eine kurze (Lade-) Pause.Zuvor kommen wir durch Talvik.

09:30 haben wir Alta erreicht, kurze Biopause, dann geht es weiter. Noch ca. 3:30 h zu fahren.

Alta ist die größte Stadt der nördlichsten Provinz Norwegens und eine Region mit eher mildem Klima im ansonsten kalten Norden. Hier finden Sie von der UNESCO geschützte Felszeichnungen und können den Alltag der Samen – der Ureinwohner Norwegens – miterleben.

Die Kaffeemaschine, eines der wichtigsten Utensilien dieser Reise. Wir kommen näher:

11:30, ca. 80 km vor dem Nordkap. Wir haben unglaubliche Windböen. Vor uns war eine Gruppe Vespa Fahrer aus Italien, die die ganze Fahrbahn benötigten, mit Schräglagen bis 45°.

Es war nicht einfach an Ihnen vorbei zu kommen. Ein Vespa Fahrer fuhr rechts ran, versuchte am Rand anzuhalten, und wurde quasi vom Roller geweht. Er stand wieder auf und kämpfte sich gegen den Wind zu seinem Roller. Ihm war nichts passiert. Dann gab es einen Stau, und wir stehen hinter einem LKW. Ca. 200 m vor uns liegt ein Wohnwagen quer auf der Straße, ein Pickup hängt noch am Wohnwagen mit den Hinterrädern in der Luft.

Ich bin zur Unfallstelle gelaufen, ein Deutscher aus Nordhorn. Hilfe war bereits gerufen, und seine Frau, die wohl einen Schock hatte, war schon zum nächsten Ort gebracht worden.
Wir müssen hier nun warten, Polizei ist nun auch hier. Keinem ist was ernstes passiert. Auf dem Weg zur Unfallstelle traf ich zwei Wiener Motorradfahrer auf BMW Motorrädern. Einer versuchte zu wenden, und sein Motorrad wurde vom Wind auf die Seite gelegt. Zu viert haben wir es gegen den Wind wieder aufgerichtet.

Und jetzt sind auch die italienischen Vespen hier aufgetaucht. Diese Italien Stallion fahren an uns vorbei zur Unfallstelle.

Der Bergungsdienst ist da, der Wohnwagen steht wieder auf den Rädern

 

Die weitere Fahrten war recht zügig. Wir hatten einen Sattelschlepper mit Anhänger, und ein Taxi vor uns. So schnell wie hinter den beide wäre ich alleine nie gefahren. Unterwegs haben wir die Vespen wieder gesehen, einer wurde gerade auf einen Abschlepper geladen. Die anderen segelten auf der Strecke vor uns. Die zu überholen war schwierig, die Vespen schwirrten über die gesamte Straßenbreite. Das Auto zeigte eine Windwarnung im Navi an.

NORDKAP es hat uns von der Plattform geweht. Meine Pudelmütze wurde mir mit brachialer Gewalt von den grauen Stoppel gerissen, und die Mütze rollte hochkant davon. War eine Mütze der „Freien Sachsen“. Also bin ich hinterher. Jürgen schrie gegen den Wind „Vergiss es..“. Ich hab sie in einer kurzen Ruhepause am Boden erwischt.

Wir haben es geschafft, mit gut zwei Stunden Verspätung. Aber das hat auch was Positives: Es war die einzige Zufahrtsstraße zum Nordkap, so dass alle Besucher vom Nordkap zurück gefahren sind, und im Stau auf der Gegenseite standen. Das Nordkap war im Prinzip leer gelaufen. Hinzu kam, ich hatte die Webcam am Nordkap beobachtet, das Wetter war trüb und regnerisch.

Wir hatten wieder Glück:

Ein paar Taler standen da auch noch herum, deren Bedeutung ich nicht gefunden habe. Sie wurden von Kindern verschiedener Nationen erstellt, und gehören zur Frau mit Kind:

Einsam steht die Frau mit dem Kind in der weiten, kargen Landschaft am Nordkapp. Die Skulptur „Mutter und Kind“- von der Künstlerin Eva Rybakken ist Teil des 1989 errichteten Denkmals der Kinder der Welt.Die Figur der Mutter und ihrem Jungen soll das Schicksal der Fischerfrauen aufzeigen , die nach ihren Männern Ausschau halten.

Um in das Besuchercenter zu gelangen muss man 320 NOK bezahlen, das sind ca. 30€. Pro Person. Da drin sind ein Restaurant, Toiletten und ein Souvenir Shop. Wir sind so reinmarschiert. Dafür ist die Zufahrtsstraße und der Parkplatz kostenlos, und Tesla können frei laden.

Die Wettervorhersage für das Nordkap war für heute eher schlecht, aber schon wieder hatten wir Glück, bis auf den Wind: Windstärke 7, 50 – 61 km/h. Das ist wirklich extrem.

Hier die km-Stände der Reise bis zum Nordkap:

Auf der Rückfahrt vom Nordkap kamen uns Karawanen entgegen

Wir haben uns im Rema Honningsvag noch Salat, Erdapfelscheiben und Tomaten beschafft, während das Auto am Supercharger ein paar kWh zu sich nehmen durfte.

Weiter gehst es zu unserem Nachtlager Olderfjord Turistcenter in der Nähe von Russens. Es gab wieder Tunnel, Rentiere, und dann auch noch Tunnel, Sonne hinter einem Tunnel. Und Regen hinter einem Tunnel.

Und ein Tunnel 7 km lang, 10% Steigung/Gefälle, 240 m unter dem Meeresspiegel.

Die Unterkunft ist ein kombiniertes Hotel, ein Campingplatz und eine Hüttenvermietung. Die Rezeption ist in der Boutique im Hauptgebäude. Und das Beste ist, hier gibt es einen Tesla Destination Charger, wo das Auto kostenlos lädt. Das Zimmer ist klein, es gibt einen Gemeinschaftsraum, und eine Gemeinschaftsküche.

Als wir unser Zimmer bezogen, saß im Gemeinschaftsraum eine schlanke Gestalt (ungefähr wie ich) mit langen Haaren mit dem Rücken zu uns am Tisch vor einem Teller in einem nicht zuzuordnendem Inhalt. Wir sind mehrfach beim Ausladen unseres Equipments daran vorbei gegangen. Die Gestalt saß weiterhin unbeweglich am Tisch.

Nach einiger Zeit waren auch wir so weit uns zum Essen an den Tisch zu begeben. Als wir uns mit yummy chickless und yummy porkless ramen an den Tisch setzen, sah es so aus als käme Leben in die Gestalt. Wir begrüßten uns kurz, und kamen ins Gespräch.

Die Gestalt ist ein Schweizer, die mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Nordkap ist. Und das seit mehreren Jahren. Er zeigte uns seinen Reiseplan: Von der Schweizer über Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Schweden und Norwegen. Er macht jedes Jahr eine Etappe von 500 – 800 km. Zu den Etappen reist er per Bahn an. Er macht diese Reise seit 2005. Gute Weiterfahrt mit dem Rad Lazarus….

Das Hotel hat das Frühstück erst ab acht Uhr, für uns eigentlich eher ein Mittagessen.
Aber zum Abendessen haben wir uns was gegönnt:


Bevor wir mit unserem yummy ramen fertig waren, hatte Lazerus sich auf einen Sessel zurück gezogen und seine geschundenen Pedaltreter von Textilien befreit auf dem kleinen Beistelltisch dekoriert.

Dann kamen da noch zwei Jungs, die sich ein Abendessen zubereitet hatten, und sich am Tisch niederließen. Die sprachen deutsch, so weit wir das aus unseren Sesseln entnehmen konnten. Ein Norwer hatten den Fernseher eingeschaltet, und das ziemlich laut. So wie es aussieht läuft hier der gleiche Quark wie in Deutschland, nur mit anderen Sprache. Plötzlich klingelt ein Handy einer der Jungs. Der Klingelton war „No milk today“ von Hermans Hermits von 1966. Die Kings waren definitiv in diesem Jahrhundert geboren. Waren die mit einem geklauten Handy des Opas unterwegs? Ich hab sie angesprochen. Die Beinen sind mit dem Fahrrad von Alta zum Nordkap unterwegs. Und das Handy sei seins. Die Musik sei aus seinem Geburtsjahr, und Radfahrern halte eben jung. Tja….

Fazit des Tages:

Hier noch die Aufzeichnungen des Autos mit den Windgeschwindigkeiten auf der Etappe zum, und vom Nordkap.

Wir werden morgen früh die E6 und die E45 Richtung Schweden nehmen, und dabei mehrmals Grenze Norwegen/Finnland überqueren. Übernachten werden wir wahrscheinlich in einer finnischen Hütte. Das werden wir heute Abend detailliert. Unser Ziel ist mit 2 weiteren Übernachtungen am Freitag in Stockholm zu sein.

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