23.08.2024 Golden Circle – Sonne war gestern, dafür viel Wasser

Um kurz nach 06:00 mache ich mir im Cafe House Frühstück. Ich finde Cafe House passt nicht wirklich. Der Kaffee ist fast leer, die Eingangstür ist so klein, dass sie an einen alten Hühnerstall erinnert. Aber wenn man das überwunden hat, ist die Unterkunft gar nicht schlecht. Der Standort ist eine gute Ausgangsbasis für einige Wasserfälle und den Golden Circle. Aber auch Reykjavik ist nicht so weit. Und wenn ich mir die Alternativen in der Umgebung ansehe, ist das Chicken House preiswert.

Ich hab mal angefragt, ob ich eine Nacht länger bleiben kann.

Heute Morgen fahre ich zuerst zum Seljalandsfoss. Das ist ein Wasserfall, wo es einen Weg hinter den Wasserfall gibt. Danach versuche ich auf den Golden Circle zu kommen. Der Seljalandsfoss liegt gut 50 km zurück in die Richtung aus der ich gekommen bin.

Hier noch mal ein Eindruck der gestrigen Buckelpiste zum Chicken House, zu der es keine Alternative gibt.

Gerade kommt die Rückmeldung vom Chicken House, nichts mehr frei. Ich muss wir was anderes suchen… Zur Not muss Jürgens Eheproblembehausung ⛺️ zum Einsatz kommen.

Den Seljalandfoss erreiche ich gegen 08:00. Was den Vorteil hat, dass es zu dieser Zeit kaum Besucher gibt. Der Wasserfall hat die Besonderheit, dass man hinter ihm herlaufen kann. Je nach Wind wird man links, rechts, oder hinter dem Wasserfall von der Gischt komplett überschüttet. Ohne Neopren oder guter Regenkleidung kommt da nichts und niemand trocken weg. Natürlich muss ich hier auch wieder die obligatorischen 100 DK bezahlen. Der Automat will das Kennzeichen. Ich brauche nur ME zu tippen, und der kennt mich schon. 😳

Mit meiner Unterkunft bin ich auch weiter gekommen, ich hab was ca. 10 km nördlich von Reykjavik gefunden, und buche das für 2 Nächte. Ein Bett in einer Kammer und Gemeinschafts – Küche und Bad. Dann kommt die Bestätigung. Da steht was von morgen. AirBnB hat die Reisezeit auf verfügbare Unterkünfte geändert. Das ist mir schon mal passiert. Sehr ärgerlich. Also Kontakt zum Host. Der hat leider heute nichts frei. Stornierung, und über den Verlust ärgern. Den Ärger werde ich heute Abend desinfizieren müssen. Reserven hab ich für solche Fälle.

Ich finde dann doch noch was, am wesentlichen Ende von Island.

Der Gastgeber schreibt:
Hallo Ralf, ich hoffe, ich finde dich in einem guten Geist. Wenn du hier in Idavellir 9 ankommst, findest du eine rote Tür direkt unter der Nummer 9, es gibt einen Schlüsselkasten an der Tür. Der Code für das Schloss ist 7320. Öffne die Tür und komm hinein. Lass jetzt den Schlüssel für andere Gäste in der Box (nimm nicht den Schlüssel) und verschlüssle die Zahlen (wichtig!), wenn du nach oben kommst, gibt es einen Schlüssel zur Haustür auf der Theke, den du verwenden kannst, während du hier bist, und eine Notiz mit Passwort für das WLAN und die Telefonnummer für das lokale Taxi. Nimm das Zimmer vor die Theke Nr. 1. Falls du Unterstützung benötigst, kannst du dich gerne bei mir melden. Genieße deinen Tag, bis bald 🙏

Das Auto lade ich nun für die Tour Golden Circle:

Die Tour beginnt an einem Vulkan Krater, der zum Vergleich zum Vesuv eine ausgetrocknete entzündliche Hauterhebung (Pickel) ist. Aber der Wind kann einen vom Kraterrand in den See wehen. Und der Eintritt kostet diesmal 100 DK.

Irgendwann muss ich mal nachsehen, was so eine DK (Dänische Krone) kostet. Vom Krater geht es weiter zum Geysir. Und das ist der ursprüngliche Namensgeber für diese Wasserfontänen. Ich meine Vaillant hat mal Thermen oder Boiler auch Geysir genannt.
Die Strasse dahin führt durch plattes Land – ich hatte Berge erwartet. Dafür ist der Himmel mit seinen Wolken über den Bergen am Horizont beeindruckend.

Das Besucherzentrum für die Wasserspender ist riesig, Souvenirläden, Restaurants, Bistros, alles da. Merkwürdig ist, die wollen keinen Eintritt.

Dann komme ich in den Park, wo es mehrere Absperrungen gibt. Mit Hinweisen 80-100°C an den Wasserpfützen.
Da stehen sie alle, und warten auf den Ausbruch. Ob der bei sovielen Zuschauern die Erwartungen erfüllen kann. Und welcher kommt zuerst?

Und da ist er:

Und was ist das? Da liegen Kabel und Rohre drunter…

Bei den Geysiren riecht es heftig nach Schwefel, kommt wohl alles aus der Hölle. Ich laufe noch auf den kleinen Berg, der Wind haut einen von den Füßen. Von oben gibt es einen schönen Überblick über das ganze Gebiet.

Es geht zurück zum Auto, und ich komme an eine Erklärungstafel vorbei. Den gleichen Weg hat auch Wiking-Brunhilde. Man achte auf das Schuhwerk. Man stelle sich vor, man wird morgens wach, zieht die Bettdecke hoch zum Kinn weil es kalt ist. Und dann taucht am Ende der Bettdecke so ein Mauken auf….

Die nächste Sehenswürdigkeit ist der Wasserfall Gullfoss. Was nichts zu tun hat mit einem Gullifosten, sondern:

Gullfoss, der Goldene Wasserfall. Er ist der bekannteste der Insel und liegt im Südwesten. Im rechten Winkel zueinander liegen hier zwei Stufen, die die Wassermassen über 32 Meter in eine Schlucht befördern. Oft fließen hier 1200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Abgrund. In der Abendsonne schimmert das weiße Gemisch aus Wasser und Luft golden, woher auch der einprägsame Name rührt.

Irgendwie erinnert mich dieser Wasserfall an die Niagarafälle. Das hier ist natürlich kleiner.

Ich hab zwar keine Sonne, und keinen Regen, aber der Himmel gibt dem ganzen doch eine besondere Note.
Als nächstes kommt der Nationalpark Thingvellir. Dort laufe ich die Schlucht Stekkjargjá, durch die – wer hätte es gedacht – der Wind wie blöde pfeift. Ich fühle mich wie in einem übergroßen Staubsaugerrohr. Die Besucher laufen hier wie auf der Norröna bei Seegang.

Im Internet findet man zu dieser Stelle:
Während der Ära des Old Commonwealth. Zu dieser Zeit war die Regierungsmacht in Island nicht so wie heute. Die Alþingi, die Nationalversammlung, tagte hier in Þingvellir, verabschiedete Gesetze und verhandelte Fälle. Aber die Umsetzung eines Urteils? Das lag in den Händen von Einzelpersonen. Stellen Sie sich vor: Ihr Schicksal, das in den Händen Ihrer Nachbarn lag.
Stellen Sie sich die Anspannung in der Gemeinde vor, als Strafen verhängt wurden. Einige Strafen waren so einfach wie Geldstrafen für geringfügige Vergehen. Schwerwiegendere Vergehen könnten jedoch mit einer dreijährigen oder sogar lebenslangen Verbannung geahndet werden. Befolgte ein Verbannter diese Regeln nicht und kehrte in die Gebiete zurück, aus denen er verbannt worden war, wurde er zum „toten Mann zu Fuß“, weil die Hinterbliebenen des Opfers Rache üben konnten. Framhald Nikulásargjár (Flosagjár) hat sich um die Tún Þingvallabæjarins wie Seigla, Túngjá und Fjósagjá gekümmert. Silfra, ein halbes Jahr später, ist eine Horfið und ihr Vater. Þaðan kemur oftast meira vatn úr uppsprettunum en frá Öxará. Skötugjá ist Framhald Flosagjár í Þingvallatúni.

Und ein Stück blauen Himmel gab es dann heute doch auch noch:

Damit hab ich das Wesentliche des Golden Circle gesehen. Golden war der zwar nicht, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Nun geht es langsam Richtung Unterkunft. Zuvor werde ich noch Laden. In Reykjavik gibt drei Supercharger Standorte, ich hatte den mit 12 Stalls gewählt. Auf dem Weg dahin kommt die Meldung, ich solle einen anderen nehmen, da der stark frequentiert ist.
Das erledigt das Navi für mich. Heraus kommt eine Route, die an ein achtlos beiseite geworfenes Verlängerungskabel erinnert (für die Nicht-Techniker: Verlängerungsschnur).

Der Fahrer des Nissan mir gegenüber war Thor. Der kann besser Hammerwerfen als einparken. Ist mit so einem Auto aber auch egal. Wenn sein Fuss von der Kupplung abrutscht, springt der wie ein läufiges Nilpferd auf meinen Tesla. Da kann ich nicht zulassen in einem Zeitalter wo Vergewaltiger eine Therapie in offenen Vollzug bekommen…. 😡

Ich beende den Ladevorgang und fahre Richtung Unterkunft. Die ist in Keflavík, das ist am Flughafen, und ca. 22 km vom letzten Lava Ausbruch entfernt. Und wie ich gerade höre ist der aktuelle Ausbruch nur 18 km weg.

Um 17:45 komme ich an der Unterkunft an. Das ist eine alte Werkstatt oder Fabrikhalle, im Industriegebiet. Schön ist sicherlich was anders…
Andererseits bei Windstärke 6 und Nieselregen ist mir das ziemlich egal wie es aussen aussieht. Solange keine Dachpfannen auf mein Auto fallen.
Die Dächer hier sind mir Wellblech gedeckt, da droht keine Gefahr.

Ich folge der Beschreibung, und komme in die Unterkunft.

Das Treppenhaus hat neben der Tür zwei Blei-Säure Akkus stehen, und an der Wand gegenüber stehen senkrecht zwei alte Heizkörper.
Die Rezeption hat Blumen, made in China.
Es ist kein Mensch hier, und ich suche Zimmer 1. WiFi funktioniert – was brauche ich mehr? Hier bleibe ich.

Das ganze ist riesengroß, es gibt ein brauchbares Badezimmer, ein separates WC, eine Küche, eine Art Wohnzimmerschrank mit Fittnessgeräten, und insgesamt fünf Zimmer. Es ist warm und trocken. Zimmer 1 ist das Zimmer mit dem Tiger-Bettbezug. Das ist doch vielversprechend…

Ich hole mir eine Erbsensuppe aus dem Frunk (vorderer Kofferraum bei Tesla, wo andere ihren Motor haben), und esse was. Es gefällt mir in dieser Unterkunft, hier habe ich zwei Nächte gebucht. Das war ein Glückstreffer.

Nach dem Essen setze ich mich in die alte Ledercouch im Wohnzimmer. Hab ich erwähnt dass es beim Eintreten ins Gebäude nach Diesel roch?
Merke ich nun nicht mehr – wofür so ein Fiege doch gut ist…

Fazit:
Gefahren bin ich heute 385 km. Wieviel ich gelaufen bin hab ich nicht getrakt, ein paar km werden es sein.

Morgen versuche ich mal in blaue Lagune zu kommen, Reykjavik zu besichtigen, und vielleicht zum Vulkan zu kommen.

NACHTRAG:

Es hat mich sehr gewundert, das die meisten Reaktionen auf das Bild mit dem Anhänger kamen. Was steckt dahinter?
Eine Erklärung von DieselDieter:

Wie alle Verbrenner Fahrer wissen, ist ein Akku dauernd leer, wenn er nicht gerade brennt. Kein Smartphone dass mehr als einen Tag durchhält. Und dann lassen die Akkus schnell nach, und müssen getauscht werden.
Wie kommt man dann mit einem E Auto so weit? Das Geheimnis, spekuliert mein Nachbar, sind Verlängerungskabel. Das muss nur lang genug sein, dann klappt das. Da aber mittlerweile etliche E Autos unterwegs sind (auf Island gibt es relativ viel E Autos), führt das zu einem gewaltigen Kabelsalat auf der Strasse.
Da ist ein Anhänger schon besser, entweder voll mit Batterien (AAA kann man gut dicht packen), oder mit einem Notstromaggregat und einem Dieseltank. Und das ist im Anhänger.
Aber warum sind so viele Aufnahmen vom Tesla ohne Anhänger?
Die Technik der künstlichen Intelligenz ist heute schon sehr weit. Einfach bei den Bildern den Filter „Anhänger durch Umgebung ersetzen“. Voila.


Ok, was denn nun wirklich? Die obige Erklärung wurde promotet von:

Das Problem auf Island ist, es gibt kaum Bäume. Nichts, wo zum Beispiel ein Hund ein Bein heben könnte. Ich fahre also suchend über das südliche Island, da steht an einem Nebenweg der Hänger. Ich wollte auch mit der Drohne Aufnahmen testen, und da dachte ich, dass das nicht gut aussieht, wenn das Auto neben dem Hänger steht. Oder der Hänger abseits daneben. Also hab ich ihn davor gestellt.
Und so ein Hänger ist mehr Sichtschutz als ein Baum.

Das ist die Liftetime Map meines Tesla Model S Baujahr 2014. Das sind alle Fahrten die ich mit dem Auto seit 2018 gefahren bin. Das waren ca. 150.000 km (ohne die Wasserfahrt zu den Färöer Inseln).

Gerade geht die Tür auf. Zwei Asiatinnen mit Kameras vor dem Bauch kommen rein. Müssen Japaner sein. Die Sprache ist eher Chinesisch.

11 Kommentare zu „23.08.2024 Golden Circle – Sonne war gestern, dafür viel Wasser“

  1. Dass kommt davon wenn man den Caipi nicht Vodka abschließt. Wo ist denn nur deine Erfahrung mit Norwegen geblieben 😉. Ich glaube du muss mit mir wieder eine Tour machen.

  2. Blessaður Ralf,
    wir waren fast genau vor drei Jahren auf Island und hatten tatsächlich nur Sonne, so dass Deine Fotos, Wasserfälle, Gyesieren, …schon ganz anders wirken. Wir waren in der blauen Lagune und fanden es toll, allerdings ist es kein Schnapper. Aber Achtung: du stinkst tagelang danach aus allen Poren und Deine Haare sind kaum zu bändigen (naja, davon hast Du ja nicht mehr so viele 🤣).
    Reykjavik ist sehr „bunt“ (genau Deins), aber sehenswert.
    Weiterhin viel Spaß und Respekt vor Deinen Fährfahrten, aber Du warst ja schon immer sehr zäh ….

  3. Hallo Ralf, ich kenne Island nur im Winter, war aber auch sehr windig. Im Netz erfährt man von einem neuen Ausbruch des Vulkans bei Reyjkjanes. Hast Du was gesehen? Die blaue Lagune ist der reinste Touristennepp, geh lieber in eine andere heiße Quelle, die gibt es auch teilweise ohne teuren Eintritt. Reykjavik ist ganz nett, sehenswert die Halgramskirche, das Opernhaus Harpan, der Hafen, die kleine Fußgängerzone mit netten Läden, Bars… Essen konnte man gut im „Markt“(oder so ähnlich)- ein bisschen wie im Centro früher due Coca-Cola-Oase aber viel netter und zumindest 2019 noch bezahlbar. Damals haben wir alles mit Kreditkarte bezahlt sogar einen Kaffee oder den Bus.Heute mit Dänenkronen? Noch eine schöne Zeit.

  4. Hallo Ralf!
    Du hast heute wieder so viel Einmaliges gesehen und erlebt! Sind das tolle Fotos und die Wolken ,einmalig! Island
    Ist voller Naturwunder!
    Danke 👍

  5. Hallo alter Haudegen, danke für dein Kommentar. „Jürgen“.
    Die Bilder vom Wasserfall machen mich neidisch, AirBnB Unterkünfte erinnern mich an die Tankstelle auf unserer Norwegentour.

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