In Santiago de Compostela werde ich nicht übernachten. Die Erfahrung hatte ich schon im letzten September gemacht. Es ist teuer und überfüllt. Ich werde in die Stadt Pilgern und versuchen die Urkunde zu bekommen.
Zur heutigen Tour schreibt die Pilger Webseite:
“Der Weg führt durch das poetische Flusstal des Río Sar, dann zum Heiligtum A Escravitudeund schließlich gelant man zur Höhe des O Milladoiro, des „Humilladoiro”. An dieser Stelle erniedrigten, d. h. knieten sich die Pilger das erste Mal vor der Kathedrale nieder – hier spürt man bereits die Nähe von Compostela.“
Heute bin ich etwas später gestartet, es wird bereits hell.






Nach ein paar Kilometern überholt mich eine Pilgerin. Sie ist flott unterwegs. Wir sprechen kurz. Sie hat Knieprobleme, und kommt aus Arcos de la Frontera in Andalusien. Ihr Rucksack ist eigentlich zu klein..
Dann verschwindet sie am Horizont.




Die Pilgerdichte nimmt extrem zu.
Nach knapp 2 h und 8 km finde ich eine Bar für ein Frühstück. Voller Pilger. Alte verwitterte, junge frische. Alle möglichen Nationalitäten.
Eines haben sie gemeinsam: Den Lärm. Manche Lache hört sich an wie ein Presslufthammer, andere wie ein Amok-laufende Kreissäge. Zum Frühstück nehme ich wieder Espresso doublo, Orangensaft, und ein Roggenbrötchen. Was da drauf ist sieht aus wie ein Omelett, schmeckt aber irgendwie anders. Das liegt vielleicht an den spanischen Hühnern.





Ich laufe weiter. Es wird voller, und es gibt mehr Hinweissteine mit der Entfernung zu Santiago de Compostela. Ist wohl so eine Art Durchhalteparole.






















Um kurz vor 12:00 erreiche ich das Ziel. Schon einige km vorher kann man einen Blick auf Santiago werfen. Das hat aber nichts, aber auch gar mit einem schönen historischen Blick zu tun, wie man ihn z.B. in der Toskana oft hat. Hier sieht man Architektur die man besser verdrängt. Die letzen Kilometer ziehen sich, das muss ich mir eingestehen. Viel Lust zum laufen hab ich nicht mehr. Es wird wärmer.
Ich komme an einer großen Klinik vorbei und laufe entlang einer viel befahrenen Hauptstraße. Nicht schön, kein Baum, ein bisschen Schatten von den Gebärenden.
Dann komme ich an den Park, den ich schon vom Besuch im September kenne. Hier scheint eine Kirmes zu sein.


Ich kämpfe mich durch die Touristen und Pilger zum Platz mit der Kathedrale. Das Ding ist vergittert, da komme ich nicht rein.
Wo bekomme ich das Zertifikat? Will ich ein Zertifikat?







Ich sehe mehrer ratlose Pilllen, keine weiß wo sie das Zertifikat bekommen kann. Also lese ich nach. Man muss sich auf einer Webseite registrieren und seine Daten eintragen. Dann bekommt man per E Mail einen QR Code. Mit dem geht man zum neuen Pilgerbüro. Da bekommt man noch einen QR Code. Der wird irgendwann mit einem Desk angezeigt, wo man dann hingeht. Dort zeigt man seinen Pilgerausweis mit den Stempeln, und den QR Code per E Mail. Dann bekommt man die Urkunde. Nach dem Bezahlen darf man gehen. Moderner Ablasshandel.








Das wäre geschafft!
Ich brauche was zu trinken, und finde ein Café am Ende des Caminho. Die haben kein WiFi, das hatte ich bisher noch nicht. Muss eine deutsche Filiale sein.










Nach dem WiFi/losen Bier und einer kleinen Pause geht es mir besser. Es ist 14:00, der Bus fährt um 18:00. Also noch genug Zeit Santiago anzusehen.








Zum Mittagessen mal was etwas Salat.





Neben mir nehmen mehrere Frauen Platz. So Mittelalt bis Antik. Ich helfe ihnen beim Selfie Foto. Sie sind aus Kanada, Australien und USA. SIe sind auch den Caminho gelaufen. Eine von ihnen 2017 den Caminho Froncaise. 799 km in 26 Tagen, ohne Pause. Ich denke sie haben den Namen Ziegen ehrlich verdient..
Mein Mittagessen endet mit einem Croissant.

Als ich zum bezahlen gehe, kostete das ganze 12,70€. Das kann irgendwie nicht sein. Der Salat war 11€, dann 2 Espresso (sie hatten mein doublo nicht verstanden), und dann noch das Desert mit Kaffee. Man versteht mich nicht, ich mache mich schnell vom Hof.
Das also war also jetzt meine Pilger-Wanderung. Heute bin ich, mit Stadtbesichtigung noch mal 29 km gelaufen.
Besonders reizvoll war die gesamte Wanderung nach meiner Meinung nicht. Sehr viel läuft man entlang von Straßen, oder durch unansehnliche Gegenden. Nur sehr wenige idyllische Wege. Trotzdem war es beeindruckend, und ich möchte noch einen Caminho / Camino laufen. Der Caminho Francais soll sehr schön sein, besonders das Stück ab Leon in Spanien.
Landschaftlich wesentlich schöner war die Alpenüberquerung. Da gab es jeden Tag beeindruckende Natur zu sehen. Das lag sicherlich auch am guten Wetter, dass ich im letzten September hatte.
Der Regen und die Kälte auf dieser Wanderung hat aber dazu geführt, dass ich die Strecke so schnell schaffen konnte.
Bei 29°C, wie heute, hätte ich sicher nicht so lange Etappen geschafft.


Um 18:00 fährt der Bus ab. Der Bahnhof ist eine Baustelle, gefördert mit EU Mitteln. Hat irgendwie Ähnlichkeit mit Stuttgart. Der Busbahnhof ist auf der anderen Seite des Bahnhofs. Ich versuche unten der Plattformen hindurch zur anderen Seite zu gelangen. Das geht nicht, ich muss zurück außen herum über die Brücke im Bau. Da ist ein alter passierbarer Teil, wo man auf die andere Seite kommt.





Um 17:00 sitze ich im Bus. Der fährt mich für 17€ zum Flughafen Porto, wo er um 20:30 ankommen soll.
Es gibt WiFi, und er ist gut geheizt..,





WiFi fällt heute aus, aber die Klimaanlage funktioniert.
Hallo Ralf,
herzlichen Glückwunsch. Ich wußte dass du zäh bist und durchhältst egal was passiert.
Ich bin gespannt, was für mich dabei herausgekommen ist 😉🌟
Liebe Grüße und eine entspannte Rückreise 🌸
Karin
Vertraue mir deine Sünden an, und wir sehen Tochter…
Herzlichen Glückwunsch! Schön, dass du deinen Humor nicht verloren hast! Aber seit wann bist du demütig? Gab es da jetzt einen Wandel?🤔 @Jürgen: Ich bin tatsächlich auf den veränderten Ralf gespannt! 🤩 😅
Pilgern macht demütig, kannst du mir glauben.
Warum soll ich mich ändern? Ich fand mich immer ok… 😎
Dicke Glückwünsche zur Leistung. Mal sehen ob Petra dich noch wiedererkannt. (Körperstatur und Wesenveränderung)😂 Denke an die Demut
Gratulation 👋
Wir hängen noch drei Tage hinterher, aber genießen es bei dem besseren Wetter um so mehr. Man wird bescheidener und nimmt die Landschaft, Begegnungen … viel intensiver war. Die Etappe Redondela – Pontevedra war genial ☀️
Auf jeden Fall kannst Du nun „rein“ wieder nach Hause fahren 🤣
Gute Heimfahrt und vergiss nicht Deine stinkigen, angewachsenen Wanderschuhe auszuziehen.
Bis bald, Nicola
Keine Sorge, Socken und Wanderschuhe werden hier verbrannt. Die will ich nicht im Auto haben.
Euch noch eine gute Wanderung, irgendwie lohnt es sich…
Herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft!
Danke!
Hallo Ralf
Hast es geschafft! Schade, das du die Kathedrale nicht besichtigen konntest. Ich meine die Renovierungen wären abgeschlossen. Ich war auch in die Pilgermesse und war sehr beeindruckt!
Hast dort Frauen getroffen, die auch sehr zäh sind, Es gibt nicht nur zähe Männer.
Dann genieße den Abend!
Mutter
Wenn es danach geht gibt es wohl mehr zähe Frauen als Männer – zumindest auf dieser Pilgerstrecke
Dicke Glückwünsche zur Leistung. Mal sehen ob Petra dich noch wiedererkannt. (Körperstatur und Wesenveränderung)😂 Denke an die Demut
Danke, aber demütig war ich auch schon vorher… 😎