Diese vorletzte Wanderung wird ca. 24 km lang sein, und endet 3 km hinter Padron. Padron war ein Ziel, dass der Reiseführer empfiehlt. Für mich endet die Etappe vor Porta dos Marinhos. Von da aus sind es laut Google Maps noch 18 km bis Santiago de Compostela.
Am Mittwoch hab ich von Santiago de Compostela um 18:00 einen Bus zum Flughafen Porto. Von da aus dann mit Uber nach Lavra. Der Bus soll laut Plan um 20:25 am Flughafen sein, so dass ich spätestens um 21:30 am Auto bin. Ich versuche in der Unterkunft, wo das Auto steht, eine Übernachtung auf den 09.05.2024 zu bekommen. Dann starte ich mit dem Auto am 10.05. Richtung Santiago de Compostela / Fisterra.
Für die Fahrt von Santiago Richtung Porto habe ich nicht Flixbus gewählt, sondern das Unternehmen Omio. Die Fahren ohne Zwischenstopp und Umsteigen.


Ich bin vor 06:00 wach. Mir ist kalt. Es gibt im Zimmer eine Klimaanlage, die nicht verstellbar ist. Es ist kalt und etwas feucht. Das Bett hatte keine Decke, nur eine Art Leinentuch. Wie war das im neuen Testament, wurde Jesus nicht mit einem Leinentuch beigesetzt? Wahrscheinlich nicht in einem Stunden-Motel. Obwohl er und Maria Magdalena – ich hab was gelesen. Solche christlichen Gedanken bekommt man wohl auf dem Jakobsweg…
Es ist dunkel, aber es regnet nicht. Dafür ist es unglaublich kalt. Ich muss hier raus.
Um 06:20 trete ich vor die Tür. Das Motel ist ruhig, und ich gehe zum Ausgangs-Garagentor. Unglaublich wie kalt es ist – hab ich das schon erwähnt? Ich sehe meinen Atem.
Um aus dem Motel zu kommen muss man über die Gegensprechanlage mitteilen, aus welchem Zimmer man kommt. Englisch wird hier nicht verstanden, deutsch auch nicht. Ich erzähle was, die Gegenseite erwas. Dann öffnet das Tor. Das ganz Anwesen ist mit Betonmauern umgeben.
Kein Motel mehr in Spanien!







Ich gehe durch Caldas de Reis, eine Apotheke zeigt 9°C. Es ist noch dunkel, als ich den Caminho entlang wander.




Es wird langsam hell, und ich kann den Weg besser sehen. Heute Morgen ist meine Wanderlust auf einem Tiefpunkt. Es reicht, nach 8 Tagen brauche ich eine Pause. Das sollte ich bei den nächsten Wanderungen einplanen. Alle sieben bis acht Tage mindestens einen Tag ohne diese übel riechenden Klötze am Bein, die bei jedem Schritt irgendwie quietschen und ächzen. Sind hoffentlich die Schuhe. Ich werde die reklamieren, die sollen bis 10.000 mmWs dicht sein. Wieso kommt dann Wasser rein, wenn ich in eine Pfütze trete.







Es ist 08:00, und nun brauche ich ein Frühstück. Es gibt ein Hinweisschild, desayuno ab 07:30. Ich gehe dahin, es ist geschlossen. Mit einem Hinweisschild „..personal.. corona.. gracias“. Alles klar, gracias.
Also weiter. Laut Google Maps kommt nicht mehr viel, so gibt es eben Knäckebrot, Käse und Wasser. Dabei stelle ich fest, dass ich meine Sitzunterlage nicht mehr habe. Ich hab sie gestern beim Essen im Restaurant benutzt, und unter dem Einfluss von zwei Bier vergessen.
Die Verluste beginnen mich zu ärgern. Rechten AirPod im Regen auf Kopfsteinpflaster verloren, Face ID am iPhone defekt, iPhone Kameralinse trüb – Ursache in beiden Fällen wahrscheinlich extreme Feuchtigkeit. Und wie ich später feststelle, wollte der Gillette Mach 3 lieber im Stundenmotel bleiben.




Und dann geschieht es wieder:
Kurz darauf kommt etwas abseits des Caminho ein Café. Doppelter Espresso, Croissant mit Käse und Kochschinken, aufgewärmt. Und frisch gepresster Orangensaft. Man mag es kaum glauben, aber es war gut.






Das Wetter verändert wirklich alles. Am Morgen der frühe Nebel, die aufgehende Sonne, das ist beeindruckend und entschädigt für einiges. Hier ein paar Bilder.










Noch 30 km bis Santiago de Compostela. Zuvor muss ich aber durch Pontesecures, vorbei an weiteren Friedhöfen. Es sieht so aus, als hätten viele es nicht geschafft. Pontesecures ist ein Ort, der stark durch eine Raffinerie geprägt ist. Das sieht irgendwie apokalyptisch aus. Ich hab versucht die Fabrik auf den Fotos zu meiden.









So wie es aussieht werde ich wieder gegen Mittag an der Unterkunft sein.









Um kurz vor 12:00 erreiche ich Padres. Ich gehe zur Kathedrale oder Kirche, das muss ich noch nachlesen. Das ganze sieht stillgelegt aus.
Ab hier beginnt die letzte Etappe des Caminho Portugues. Laut Reiseführer sollen es noch 24 km sein bis Santiago de Compostela.
Ich pille weiter zur Unterkunft. Ich will das Gepäck loswerden und unbelastet herumlaufen. Unterwegs noch ein Friedhof.


Die Unterkunft liegt un-idyllisch an eine Bundesstraße. Es gibt ein kleines Restaurant im Erdgeschoss, die aber nichts mit der Herberge zu tun haben. Da ist ein Nebeneingang mit einer Sprechanlage. Kein englisch, kein deutsch, irgendwann macht jemand auf. Ich muss hier bar bezahlen, und bekomme einiges erklärt. Wovon ich nichts verstehe, aber ich bekomme ein Schlüsselbund. Dann dusche ich erst einmal. Das Zimmer ist ok, ruhig und abgewandt der Strasse. Ich gehe gleich die 1000 m in den Ort zurück, und versuche das mit meinem Wandersandalen. Die hab ich als Reserve mit, und als Schuhe in den Unterkünften. Ich kann damit nicht weit laufen, also wieder in die Wanderschuhe. Ich hätte die Füße nicht waschen müssen…



Ich laufe in den Ort, es ist ziemlich warm 😎. In einem Supermarkt kaufe ich Mandarinen, und einen Gillette Mach 3. Meiner ist im Hotel geblieben.
Deshalb war der Rucksack so leicht zu tragen. Dann find ich eine Bodega, ich muss was essen. Ich bekomme einen Zettel auf den Tisch, WiF Passwort und QR Code zur Speisekarte.






Beim Biet gibt es einen kleinen Snack. Ich bestelle was aus der online Speisekarte. Währenddessen das Bier wirkt – ich vertrage nichts mehr.
Am Nebentisch ist es laut, scheint das Alte Schachtel Treffen von Padron zu sein. Die rauchen wie Bierkutscher, Keuchhusten-Ähnliches Lachen, Wein, Bier, und feixen den jungen Kellnern hinterher. Sieht aus wie sexuelle Belästigung. Aber sie haben Spaß. So sehen Rentner in Spanien aus.

Dann kommt ein Herr mit Gehhilfe. Er darf „agua Mineral“ bestellen, und alles bezahlen…
Derweil bekomme ich mein Essen.




Das war sehr gut. In der Zwischenzeit hab ich Kontakt mit dem Gastgeber in Lavra. Er ist in Italien. Er teilt mir mit, dass ich Zimmer 1 bekomme, und den Schlüssel finde ich im Schlüsselkasten mit Code. Er hat mir erklärt wie ich aus der Tiefgarage herauskomme. Das klappt also.


Fazit:
Gelaufen bin ich heute 24,4 km, dafür habe ich 5 h 14 Min benötigt. Es waren ca. 150 hm. Dann noch 4,4 km zum Essen.


Tatsächlich alles sehr anstrengend! Muss man echt wollen!💪 Schön, dass du deinen Humor noch hast! 👍 Drücke die Daumen für den Rest deiner Pilgerreise! Bin gespannt wie sie auf dich gewirkt hat! 🤔😉LG und 🛌😴💤✨🌙
Ich besorge mir nun eine Pilgerkutte, ähnlich wie „Im Namen der Rose“ als Art Hauskleidung.
Frag mich grad, ob auf dieser Route einem Outdoor-Schuhe und Bekleidungsgeschäft der Zulauf sicher wäre 😉
Ach nee, es geht ja grad um’s Leiden…
Viel Erfolg auf den letzten Metern 🙂
Hier sind überwiegend Frauen unterwegs, könnte ein Geschäftsmodell sein
Respekt! Aber warum tut man sich das an? Wünsche dir eine möglichst angenehme Endetappe!💪🍀✊
Warum tut man sich das an! Keine Ahnung, aber es werden immer mehr.
Hallo Ralf
Hast heute deine Grenzen kennen gelernt
Kannst nur daraus lernen!. Alle Achtung! ,,auch dem Regenwetter die vielen Kilometer ! Das Ziel ist fast erreicht .Schlaf gut. Danke für Fotos Mutter
Es war dann doch mehr Überwindung als ich gedacht hatte.
Für einen Pilger hast du ein schönes Essen verdrückt. Ob das Sachgerecht war?😁 Egal, meinen Segen hast du. Viel Spaß auf der Zielgeraden.
Ich werde mal sehn, wieviel Energie ich daraus bekomme. Aber es war gut.
Dem kann ich mich nur anschließen, das Essen sah wirklich gut aus!
Ihr redet vom Snack beim Bier – und nicht vom Salat?
Also ich meinte den Salat.
So hab ich dich gar nicht in Erinnerung – was ist passiert? 😎