Gestern hatte ich telefonisch ein Pilger Unterkunft in Mos reserviert. Der Reiseführer schreibt: „6 Plätze in 2 Zimmer. In der Bar darunter gibt es Menü für 12€, Bett 15€. Ich hab nun wieder Bargeld, also nehm ich das.
Die Route heute bringt mich nach Mos, das ist ca. 4 km weiter zu laufen, als bei der vorgeschlagenen Etappe des Reiseführers bis O Porrino. Das Wetter bessert sich nicht, zeitweise 12 mm Niederschlag ist zu erwarten. Also wieder im roten Zelt von Wind und Regen getrieben über die Wege wanken.
Ich bin wirklich gespannt, in einem Pilgerpodcast hatte ich auf der Hinfahrt gehört, das in Spanien weniger Müll und Unrat herumliegt.



Ich starte um kurz vor 06:00 und gehe Richtung der alten Stahlbrücke, die mich nach Spanien bringt. Die Brücke sieht gar nicht so lang aus, aber ich benötige 1 h 10 Min. Ein paar Bilder von Tui:










Um kurz vor acht finde ich in Tui eine “Universal Pilgrim Cafe Boutique”. Ich werde frühstücken. Ist eigentlich meine Zeit, aber mir fehlen mindestens 8 km.





Ich bin spät dran und halte mich nicht lange auf. Aber die Qualität ist hier eine ganz andere als bei Cafés in Portugal. Mal sehen ob das so bleibt.
Der Ort Tui ist um diese Uhrzeit relativ verlassen, nur ein paar Pilger die anscheinend orientierungslos durch die Stadt laufen. Ein paar dunkle Wege müssen auch genommen werden.










Es ist nass, und teile des Weges sind unter Wasser. Es geht zum Teil über Strassen, mit Autos die relativ rücksichtslos durch Pfützen fahren. Noch 112 km bis Santiago de Compostella, und immer wieder kreuzt die Autobahn. Da geht es schneller.







Und es regnet mal wieder, ich hab mich langsam an das Wandern unter dem Zelt gewöhnt.
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Im Wald ist ein ganzes Teilstück überflutet, und das Wasser scheint relativ tief zu sein. Irgendwie geht der Weg auf der anderen Seite weiter.



Ein Pilger findet eine Brücke, ein art Stock mit einem Stück Draht zum festhalten. Hier zeigt sich, die Pilgerinnen trauen sich nicht so recht. Da sind die Pilger wieder mutiger unterwegs. Sind aber in der Minderheit…





Ich folge der Empfehlung des Reiseführers und umgehe das Industriegebiet bei Orbenlle. Obwohl immer wieder Pfeile mich dahin führen wollen.
Das soll der schönere Weg sein, wovon ich aber wegen des Regens nicht viel sehe.




Und dann kommt es richtig heftig: Es regnet nicht, es ist die Sintflut. Passt irgendwie. Zuerst gehe ich langsam weiter, aber ich merke wie das Wasser am Hosenbein herunter in die Schuhe läuft. Also bleibe ich stehen, und versuche abzuwarten. So läuft nicht so viel Wasser am Hosenbein herunter. Es hört nicht auf, und die Schuhe laufen trotzdem langsam voll.




Das Laufen wird unangenehm. Vor allem schwerer, mit dem Wasser in den Schuhen. Aber ich habe noch ein paar km vor mir bis ich den Ort O Porrino erreiche.










Ab O Porrino sind es noch ca. 100 km bis Santiago de Compostella – das Ende des Pilgerweges. Aller Pilgerwege.








Dann habe ist es so weit, weniger als 100 km bis zum Ziel. Aber heute sind es noch 5 km bis Mos, wo ich eine Pilgerunterkunft für 15€ habe.




Als ich in die Nähe der Unterkunft komme, ist die Strasse gesperrt. Ein großes Polizeiaufgebot, sehr viele Polizei Motorräder. Was ist hier los, Mexikanische Bier Demo?
Es scheint irgendeine Veranstaltung gewesen zu sein. Die Bar ist originell, ich bekomme das Vier-Bett Zimmer gezeigt. Im Reiseführer stand zwei Dreibett Zimmer. Es sind aber drei Vierbett Zimmer.



Mit einem saugend schmatzenden Geräusch bekomme ich meine Füsse aus den Schuhen. Keine Ahnung, wie ich die Schuhe trocken bekommen kann. Die Socken wringe ich aus, und hänge sie auf eine Wäscheleine. Gelten die nun als gewaschen?
Die Schuhe stopfe ich mit etwas Papier aus, das wird nicht viel nutzen denke ich. Die sind durch und durch nass. Ich habe noch Wandersandalen mit, damit kann ich mich im Haus bewegen.
Ich begebe mich nach unten in die Bar, trinke ein Bier und esse etwas. Meine zweite Mahlzeit heute. Schon erstaunlich, wieviel Energie so ein doppelter Expresso hat. Oder war es das Puderzucker Croissant?
Ich werde den Bauch schon wegbekommen…
Hier bekomme ich auch heisses Wasser für Ingwer Tee.





Fazit:
Gelaufen bin ich heute 26,9 km in 5 h 17 min. Bei Regen läuft man schneller, ist aber trotzdem ziemlich anstrengend.
Wo bin ich morgen?
Mein Kriterium für die Übernachtung morgen war ein Fön. Der ist nicht für meine Haarpflege gedacht, sondern für mein Schuhe. Irgendwie muss ich die für die restlichen km noch Trocken bekommen. Diese Technik hab ich von Dr. Scheurmann, mit dem ich Ende der 90er in Taiwan war. Der hatte nur ein paar Schuhe dabei, und die musste er abends immer mit dem Hotelfön trocknen…
Für diesen Fön muss ich bis Pontevedra laufen, vorher gibt es fast nichts an Unterkünften. Das sind 28 km mit nassen Socken und Schuhen. Buße tun ist nicht leicht…


Pilgergeschichten:
Auf der gestrigen Tour nach Valenca hab ich eine Frau überholt, die an einer Blume roch. Ich sage “Bom Caminho, is it good?”, und sie antwortet englisch mit deutschem Akzent. Sie erzählt mir, dass ihr Mann im letzen Jahr den Caminho Francais gelaufen ist. Über 800 km in 5 Wochen. Gleich zu Beginn hatte er das Pech keine Unterkunft zu finden, und ist über 45 km gelaufen.
Kurz hinter Tui bin ich neben einem blauen Zelt gelaufen. Er erzählte mir, dass er aus Kolumbien kommt, und dies sein siebter Caminho ist. Er erzählte auch, dass er bei bisher keinem eine solche Steigung gehabt hätte wie gestern hinter Labruja.
Er empfahl mir den Caminho Francaise ab Leon in Spanien. Da sind ca. 300 km, aber die Etappen sollen sehr schön sein. Vielleicht mache ich das im Jahr.
Update zu meinen Socken und Schuhen:
Ich hatte Papierhandtücher und Toilettenpapier in die Schuhe gesteckt. Und dazu auch auf der Damentoilette gewildert. Und da steht ein Wäschetrockner , ein Ablufttrockner. Mein Socken da rein, und due warme Abluft in meine Schuhe. So wird das was


Pilgerinnen können doch über Wasser gehen ! Ich habe ähnliche Erfahrungen wie Du auf der Tour gemacht, war aber immer mutig 😊 Du hast Recht, irgendwann kommt der Punkt, da wird ein Fön, oder bei uns war es „the heater“ der beste Freund !
Es gibt übrigens noch eine Steigerung um zu vergeben, einen Magen-Darm-Virus beim Pilgern. Du musst also gar nicht so viel Buße tun wie wir es mussten 😳
Laut Wetterbericht soll das Wetter ab nächste Woche wohl besser werden, aber du bist ja fast am Ziel bei Deinen Marathon-Etappen.
Weiterhin gute Besinnung, trockene Füße und interessante Erfahrung, Nicola
Danke – euch auch. Ich staune selbst wie gut ich voran komme. Aber das scheint wirklich am Wetter zu liegen. Die Temperatur ist zum Laufen gar nicht so schlecht.
Auf jeden Fall besser als mit vollem Gepäck bei 25°C und mehr.
Tolle Bilder, gut kommentiert. Aber warum tut man sich das bei diesem Wetter an 🤔….. du wirst wissen, was du tust.
Schön, wenn du von dieser Reise provozierst.
Schlaf gut und bleibe gesund.🙏💪✊
Alles für die Vergebung…
Hallo Ralf
Die letzten Tage waren schlimm, aber das es noch eine Steigerung gab, hab ich dir nicht gewünscht!!
Hoffentlich sind die Schuhe trocken geworden ,denn morgen geht es weiter.
Gute Nacht
Ja, und es regnet immer noch
Respekt, soweit mit nassen Schuhen zu laufen.
Aber die Idee mit dem Trockner ist gut!
ist aus der Not heraus geboren. Nasse Schuhe, nasse Socken. Das ist Folter..
Jetzt weißt du warum die früher in Sandaletten gelaufen sind. Das Wasser läuft oben rein und unten raus. Nicht so ein neumodischer Hightech Schuhe mit Wasserstopper Membrane. .-)
👍👍👍👍👍
So was hab ich dabei, aber mir fehlt der Mut damit draussen bei der Kälte herumzulaufen
Pilgerinnen können doch über Wasser gehen ! Ich habe ähnliche Erfahrungen wie Du auf der Tour gemacht, war aber immer mutig 😊 Du hast Recht, irgendwann kommt der Punkt, da wird ein Fön, oder bei uns war es „the heater“ der beste Freund !
Es gibt übrigens noch eine Steigerung um zu vergeben, einen Magen-Darm-Virus beim Pilgern. Du musst also gar nicht so viel Buße tun wie wir es mussten 😳
Laut Wetterbericht soll das Wetter ab nächste Woche wohl besser werden, aber du bist ja fast am Ziel bei Deinen Marathon-Etappen.
Weiterhin gute Besinnung, trockene Füße und interessante Erfahrung, Nicola
Vor allem aber euch gute Besserung!!