01.05.2024 Von Rates wohin? Zwei Etappen auf einmal? Und ein herber Verlust.

Gestern hab ich nach Unterkünften gesucht, und eine bei Airbnb in Poiares, kurz vor Ponte de Lima gefunden.
R. de Rosende 668, 4990-683 Poiares, Portugal
Laut Google Maps 30 km – das sollte heute zu schaffen sein.

In der Nacht bin ich einige Male aufgewacht. Die Unterkunft ist extrem hellhörig. Neben Schnarchen höre ich weiter Geräusche, eindeutig menschlicher Herkunft – die ich nicht hören möchte. Das kann in einer Sammelunterkunft kaum schlimmer sein.
Weiterhin hörte ich heftigen Regen.
Das Zimmer hatte ich immerhin für mich alleine. Was einen guten Gegenwert für 35€ darstellt. Allerdings war die Heizung aus. Die klammen Sachen blieben klamm.
Das viel mir besonders auf, als ich aus meinem Hüttenschlafsack raus bin, und die Sachen wieder anziehen musste.

Um 05:30 hatte ich alles gepackt, und bin zum ersten Mal mit Poncho gestartet. Es ist dunkel. Es regnet. Es ist kalt. Aber der Wind ist nur mäßig.

Mit dem Poncho läuft man relativ trocken – zum mindestens am Anfang. Nach einer gewissen Zeit bildet sich darunter ein Dampfsauna ähnliches Klima.
Und irgendwie hab ich den Eindruck in einem Zelt durch die Gegend zu laufen.

Ich hab nun fast 10 km hinter mir, und es ist 08:00. Ich sehe mich nach einer Frühstücksmöglichkeit um.
Auf dem Weg komme ich an zwei Kaffees vorbei, die aber nur Espresso haben – nichts zu essen.
In der Nähe von Carvalhal finde ich was. Eine Paderia. Nicht zu verwechseln mit einer Pandemeria, so was gibt es nur bei unserer Bundesregierung… 😳

Heute Morgen hatte ich mir Ingwer frisch für Tee geschnitten. Aber ich hatte kein heißes Wasser. In der Paderia hatte man kein heißes Wasser, aber mit Hilfe des Dampferzeugers für Cappuccino konnte ich heißes Wasser für meinen Ingwer bekommen. Alle sind sehr freundlich.

Nach dem Frühstück geht es weiter. Als ich aus der Bäckerei komme, klart es kurz auf, und ich kann ein paar Fotos ohne Regen aufnehmen. Die Hinweise auf den Jacobsweg sind nun wesentlich besser. Fast jede Laterne hat einen gelben Pfeil.

Ich erreiche die Orte Barcelinhos und Barcelos. Am 1. Mai scheint es hier irgendeine Feier zu geben. An allen Klinken hängen Ginster Sträuche, Blasmusik Kapellen gibt es auch, und einige Gebäude sind geschmückt. Ansonsten ist da leider nur etwas Regen.

Das Wetter ist nur kurz trocken, dann kommt wieder eine Schauer.
Ich hab den Poncho, wenn es trocken ist, über meinen Rucksack liegen. Den Poncho irgendwie über den Rucksack zu bekommen, wenn man ihn auf dem Rücken hat ist für mich unmöglich. Also greife ich hinter mich, und ziehe das Teil vorne rüber.
Das ist gar nicht so einfach, da ich die Öffnung für den Kopf unter der Plane suchen muss. Und das Ding ist eng. Ich zweimal versucht den Kopf durch eine Ärmelöffnung zu bekommen. Das klappt nicht.
Bei einer dieser schnellen Aktionen verstummt plötzlich die Stimme in meinem Ohr. Der AirPod rechts ist weg.
Trotz Suchfunktion und Signalgeben finde ich ihn nicht. Apple sagt immer „keine Position“. Ein herber Verlust. Ich hab das Kopfsteinpflaster länger abgesucht, er ist weg.

Ich laufe weiter bis zu einer kleinen Kirche in Vila Boa. Es ist gerade trocken und ich schreibe diese Zeilen. Bis der Regen kommt. Laut Google Maps sind es noch 13 km bis zur Unterkunft, es ist 11:30. Ich komme gut voran.

Es beginnt wieder zu regnen, und ich gehe weiter. Ein paar km hinter der Kapelle zeigt sich der Weg weniger schön.
Dann müssen Schienen überquert werden, ich seh keinen Hinweis, ohne Track wäre ich hier nicht über die Bahngleise gegangen.

Es geht weiter. Später gibt zwei alternative Wege, ich nehme die Variante zum „wodden Cross“. Und dann geht es ein ganzes Stück aufwärts, und die Sonne ist plötzlich sehr warm.
Ich komme ins schwitzen, aber nur kurz. Dann zieht es sich zu und es regnet erneut.
Der Weg ist zum Teil hässlich, und hat Müllhalden Charakter.

Zwischendurch kommt immer wieder die Sonne. Das macht die Sache unter dem Poncho warm wie in einem Treibhaus. Immer wieder packe ich den Poncho zurück, und Fleece Jacke auf. Weil es dann einfach zu warm wird.
Sobald es sich zuzieht ist es wieder lausig kalt.

Um 15:00 erreiche ich die Unterkunft. Gelaufen bin ich 34,7 km, und gut 530 hm rauf, und 470 hm runter.
Ich komme an meine Grenzen. Ich spüre meine Füße und meinen Rücken, ich und ich freue mich wenn ich die Beine hochlegen kann..

Morgen die Tour wird kürzer.

Die Unterkunft ist gut, und der Gastgeber fährt seine Gäste um 18:30 in ein Restaurant. Guter Service.

Als ich die Socken ausziehe, sehe ich die linken beiden Zehen mit Blut. Irgendwas scheint mich geschnitten zu haben.
Wie weit laufe ich morgen? Ponte de Lima ist ein Etappenziel, und ca. 17 km von hier. Das ist mir zu nah, und ich versuche eine Unterkunft ein paar km weiter zu finden. Bei Airbnb und booking ist nichts zu finden, oder ausgebucht.
Ich finde Unterkünfte in Google Maps und versuche die Unterkünfte zu kontaktiert. Eine ist voll, eine andere in Labruja hat was frei. Was weiß ich nicht, von Stockbett bis Suite ist alles im Angebot. Die Entfernung ist laut Google Maps 26 km. Da muss ich hin.

Fazit:
Ich bin heute 34 km gelaufen, mit ca. 500 hm. Das ist so ziemlich meine Grenze, mehr schaffe ich an einem Tag nicht.
Bewährt hat sich für mich Etappen zwischen 7 und 10 km, und eine Pause von 20-30 Min. Da komme ich konditionell gut mit zurecht.

Nachtrag:
In def näheren Umgebung der Unterkunft gibt kein Restaurant. Deshalb hat der Host sich angeboten, mich in ein Restaurant zu fahren. Das wollte ich nicht. Aber um 18:30 bringt er eine Wanderin aus Kanada zum Restaurant. Da bin ich mit. Es war sehr gut, und für zwei Personen Essen Bier, Wein und Expresso 21€.

5 Kommentare zu „01.05.2024 Von Rates wohin? Zwei Etappen auf einmal? Und ein herber Verlust.“

  1. Man muss vieles einmal ausprobieren, bevor man es nicht noch einmal macht!
    Ich werde auch kein Essen mehr nach Mikolajiv transportieren, ein Auto mit Einschussloch in der hinteren rechten Tür zu verkaufen, reicht mir auch als Erfahrung für das Leben.
    Aber ich werde trotzdem Anfang Juni in die Ukraine zurückgehen. Aber nur nach Odessa, nicht weiter in den Osten.

  2. Rosi Brinkmann

    Hallo Ralf
    Ich kann auch nur sagen,Respekt! Heute so viele Kilometer bei dem Wetter ! Morgen geht es weiter und die Zehen!
    Hoffentlich war das Abendessen gut.
    Bin heute 13 km gelaufen und bin müde.
    Schlaf gut
    Mutter

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen